Manfred Paul, Vorsitzender der Gemeindevertretung – 20 Jahre Kommunalpolitik – Ein Interview

Die letzte Sitzung der abgelaufenen Legislaturperiode war zugleich auch die letzte Sitzung von Manfred Paul (SPD) als Vorsitzendem der Bad Zwestener Gemeindevertretung. Nach 20 Jahren möchte Manfred nicht erneut zur Kommunalwahl antreten. Der 73-jährige hatte 16 Jahre den Vorsitz der Bad Zwestener Gemeindevertretung und somit länger als seine Vorgängerinnen und Vorgänger.

Darüber hinaus ist er teilweise bis heute noch in zahlreichen weiteren Bereichen ehrenamtlich tätig. Beim Bad Zwestener Karneval führt er seit vielen Jahren als Sitzungspräsident durch den Abend und engagiert sich in der Vereinsarbeit des FC Rot-Weiß Bad Zwesten. Des Weiteren war Manfred über 20 Jahre als Schiedsrichter bis zur Amateuroberliga tätig und vertrat viele Male den Kreisfußballausschuss des Sportkreises Fritzlar-Homberg beim Verbandstag des Hessischen Fußballverbandes.

Für seine vielen und oft langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielt Manfred 2016 den Ehrenbrief des Landes Hessen.

20 Jahre Kommunalpolitik, eine sehr lange Zeit, meint Bastian Herbig (27), jüngstes Mitglied der SPD-Fraktion im Gemeindeparlament, welcher zu Beginn von Manfreds ehrenamtlicher Tätigkeit in der Politik gerade auf der Schulbank der 1. Klasse in der Bad Zwestener Altenburgschule saß.

Bastian: Wie bist du zur Politik gekommen?

Manfred: Politisch tätig war ich bereits mal mit 18/20, aber in einer anderen Jugendorganisation und Partei. Habe ich aber beendet, da ich mit der Art Politik nicht einverstanden war. Konnte ich mit meinen persönlichen Wertevorstellungen nicht vereinbaren. Mein damals 2. Vors. (1989) im Sportverein W. Bolm hat mich angesprochen und zum Eintritt veranlasst. Die SPD hat gute Arbeit geleistet und auch meinen sozialen Vorstellungen entsprochen.

Bastian: Was war dein schönstes Erlebnis in 20 Jahren Kommunalpolitik?

Manfred: Wie bereits in meiner letzten Sitzung angesprochen, war die 1200 Jahrfeier in 2017 ein herausragendes Ereignis während meiner Amtszeit als 1. Vorsitzender des Parlaments.

Bastian: Es gab bestimmt neben überwiegend positiven Erlebnissen, auch wenige negative. Welches ist dir von diesen besonders in Erinnerung geblieben?

Manfred: Es gab einige positive Ereignisse für mich als Vorsitzendem
-FFW Ausstattung mit den erforderlichen Mitteln und Gebäuden
-Die Qualität der Kindertagesstätten mit Einrichtung und Betreuung
-Bei der letzten Kommunalwahl, bei der ich eine sehr große Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger erhalten habe und im Parlament einstimmig zu Vorsitzenden gewählt wurde.
-Das überwiegend gute Miteinander der Parlamentarier in den letzten Jahren.
– Und vieles mehr…

Negatives gab es auch, das ist für mich aber nicht mehr relevant, da für mich die positiven Ereignisse wichtig sind. Einzig mein noch nicht bearbeiteter Antrag zur Erhöhung der Vereinsförderung ärgert mich.

Bastian: Wie hast du es geschafft, dass bei (mit dir) 21 Parlamentariern und oft unterschiedlichen Auffassungen trotzdem mehrheitsfähige Beschlüsse gefasst werden konnten?

Manfred: Auch wenn es eine Person im Parlament gibt, die dies wiederholt kritisiert hat war es für mich immer wichtig, bei unterschiedlichen Sichtweisen, die Beschlussvorlagen so anzupassen, dass für die Antragsteller eine Zustimmung möglich ist. Das habe ich möglich gemacht indem der Antragsteller sein Ziel erreicht und andere Anregungen mit eingefügt werden die er akzeptieren kann. Damit ist der Antragsteller zufrieden und die möglichen Ablehner ebenfalls. Eine breite Zustimmung für Maßnahmen ist wichtig, damit Vorstand und Verwaltung problemlos arbeiten können.
Wenn die Parlamentarier mit der Lösung zufrieden sind, so bin ich es auch.

Bastian: Du trittst zur Kommunalwahl 2021 nicht mehr an, wieso?

Manfred: Ich habe mich entschlossen zur Kommunalwahl 2021 nicht mehr anzutreten, da ich ja im Februar stolze 74 Jahre „jung“ werde. Ich habe dann 20 Jahre Kommunalpolitik hinter mir. Man sollte aufhören, wenn man es noch selbst bestimmen kann, und nicht wenn Andere einem sagen „Es wird Zeit dass Du aufhörst.“ Dazu kam, dass ich inzwischen auch gesundheitlich nicht mehr so gut ausgestattet bin, dass ich sagen kann, noch einmal 5 Jahre voller Einsatz für die Gemeinde und ihre Bürger sind für mich kein Problem.
Wenn ich außerdem auf die vielen weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten zurückblicke, so habe ich dafür sehr viel freie Zeit meines Lebens eingesetzt. Zeit die mir persönlich und meinem Familienleben gefehlt haben. Die restliche Zeit meines Lebens möchte ich den persönlichen und familiären Wünschen ohne Verpflichtung genießen. Dennoch möchte die vielen Erlebnisse dieser Zeit nicht missen. Diese haben mir viele Einblicke in menschliches Wirken gebracht. Daraus konnte ich auch viel Erfahrung sammeln die Einfluss auf meine sozial ausgerichtete Einstellung haben.

Bastian: Was denkst du wirst du vermissen?

Manfred: Wenn man nach langer Zeit des Wirkens aufhört, so geht man mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Aufgabe die übernommen wurde hat man ja mit Freude ausgeübt. Auch wenn es mitunter Belastung und z. T. auch etwas Stress war.
Fehlen werden mir schon die regelmäßigen Treffen und der Austausch in der Fraktion über die Erfordernisse unserer Gemeinde. Ebenso die Sitzungen der Gemeindevertretung in denen alle Fraktionen bestrebt waren, Ideen einzubringen, damit gute Politik dazu führt, dass Bad Zwesten weiterhin eine lebens- und liebenswerte Gemeinde bleibt. Dass die Menschen gerne in Bad Zwesten leben. Wir als Parlamentarier und Fraktion einen leisten dazu einen wichtigen Beitrag.

Bastian: Was möchtest du den im März neu gewählten Parlamentariern mit auf den Weg geben?

Manfred: Ich möchte nicht nur den neu gewählten Parlamentariern, sondern auch den Parteien die sich für die Sitze im Parlament bewerben etwas auf den Weg mitgeben.

In meiner letzten Rede im Parlament mit der ich mich verabschiedet habe, habe ich darauf hingewiesen, dass für mich der Ausdruck Wahl-„Kampf“ keine schöne Formulierung ist. Kampf hat immer etwas kriegerisches an sich, was für mich im Werben um Stimmen fehl am Platz ist.
Parteien und Gruppierungen die sich um Stimmen bewerben sind alles Bürgerinnen und Bürger, Menschen unserer Gemeinde die außerhalb von Zeiten in denen Wahlen stattfinden miteinander leben müssen. Der respektvolle Umgang und die Achtung und Würde eines jeden sollte da unbedingt von allen beachtet werden.

Für das neu gewählte Parlament wünsche ich, dass die erfolgreiche und zielgerichtete Arbeit der Parlamentarier wie sie in der abgelaufenen Periode stattgefunden hat, für unsere Gemeinde in guter Atmosphäre fortgesetzt wird. Dafür sind alle neu gewählten Parlaments-Mitglieder in der Gemeinde-Vertretung und den Ausschüssen sowie deren Vorsitzenden verantwortlich.
Ich wünsche allen Mandatsträgern, Bürgermeister und Verwaltung erfolgreiche Arbeit zum Wohle von Bad Zwesten und den Menschen in unserer Gemeinde.

Mein wichtigstes Motto:
Im Mittelpunkt des Erfolges steht immer der Mensch.

Kommentare sind geschlossen.