„Warum tun Menschen das einander an?“ und „Was hätte ich gemacht?“, diese Fragen bewegten alle Besucher, die an dem von der SPD organisierten Besuch in der Gedenkstätte Breitenau am 17.04.16 teilgenommen hatten.
Die Gedenkstätte blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Zunächst ein Benediktinerkloster, später fürstliches Hofgut, die Kirche wurde zum Pferdestall und zur Scheune, 1870/71 ein Kriegsgefangenenlager und im ausgehenden 19 Jhdt. wurde der Gebäudekomplex zu einem Arbeitshaus („Korrektionsanstalt“), bevor die Nazis ein frühes Konzentrations- und Arbeitslager eingerichteten. „In Hessen existierten zwei dieser Lager: das eine befand sich in Osthofen bei Worms und war ein Lager für politische Gegner aus dem Bereich Süd- und Mittelhessen, das andere war das KZ Breitenau für Gefangene aus dem Regierungsbezirk Kassel, der damals bis nach Hanau reichte.“ (Quelle: Internetseite http://www.gedenkstaette-breitenau.de/1933.htm).
Die Beklemmung, die einem beim Besuch bspw. der Einzelzellen oder der Bäderanlagen beschleicht, kommt nicht aus einer Tötungsmaschinerie, wie man sie aus Besuchen in Buchenwald oder Ausschwitz kennt. Es sind die Gemeinheiten im Alltag und die Qualen, die Wächter den Gefangen nach Belieben zufügen konnten und die diesen völlig schutzlos ausgeliefert waren. Die Anlässe für die willkürliche Inhaftnahme durch die Gestapo waren politische Gründe oder der Hass auf Juden und Homosexuelle. Bestürzend auch die Nähe zur nächsten Gemeinde. Von den Hügeln des Dorfs kann man in den Hof des Lagers sehen. Auch der Fuldahügel, auf dem die Gestapo im März 1945 aus Angst vor den ankommenden Amerikanern 28 Gefangene erschoss, ist nur ein Steinwurf entfernt.
Ein weiterer Unterschied zu den großen Vernichtungslagern: Viele Insassen von Breitenau kamen aus der Umgebung und dahin sollten Sie auch wieder zurück, als gebrochene Persönlichkeiten, zur Einschüchterung der anderen. Die Gedenkstätte gibt sich Mühe, diesen Bezug zur Region herzustellen. So wusste die Studentin, welche die SPD-Besuchergruppe durch die Einrichtung begleitete zu berichten, dass auch ein jüdischer Metzger aus Bad Zwesten, Max Spier, in Breitenau einsaß. Er konnte später in die USA emigrieren.
Und was hat das mit heute zu tun? So wie die Gefangenen seinerzeit froh gewesen wären, wenn Menschen von außen geholfen hätten, geht es auch heute Millionen von Menschen die in Unterdrückersystemen leben oder davor auf der Flucht sind. Sie brauchen unsere Hilfe. So gibt es wenigstens auf die zweite, eingangs aufgeworfene Frage, eine aktuelle Antwort.